Dem Jagdtrieb nicht freien Lauf lassen

Wie der Jäger zum (Lob-)Sammler wird

Auch ich habe einen Jagdinstinkt. Sobald ich irgendwo Schnäppchen wittere, gibt es für mich kein Halten mehr. Im Gegensatz zu meinem Jagdtrieb kann der des Hundes gefährlich werden. Lebensgefährlich. Da hilft im Notfall nur noch Spaghetti-Eis. Also, bei mir.


Allerdings gefährde ich bei der Schnäppchenjagd weder mein Leben noch das meiner Mitmenschen. Ich gefährde höchstens den Fortbestand meines ausnahmsweise mal ausgeglichen wirkenden Kontos. Nicht so der Hund.

Der Jagdtrieb des Hundes…

kann ganz schnell das Ende des gehetzten Wildes bedeuten – ein tragendes Reh, ein auf dem Boden brütender Vogel, irgendein Jungtier. Außerdem bringt er sich selbst in Gefahr, kann unters Auto geraten, im Zaun hängenbleiben, je nach Größe im Erdbau stecken bleiben.

Als passionierte Wald-Gassigängerin habe ich meinem Fips längst ein Antijagdtraining angedeihen lassen. Auch wenn Fips nicht grade der enthusiastischste Jäger ist, reizen ihn bestimmte Geräusche und schnelle Bewegungen dann doch. Dies ist aber gar nix gegen Beagle Bob, den jungen Draufgänger meiner Freundin Bea. Diesem Jagdhund ist das Stöbern und Hetzen in die Wiege gelegt – als natürliches Verhalten, das durch die Zucht verstärkt wurde. Deshalb befolgte Bea auch die wichtigste Regel, um das Jagdverhalten ihres Hundes in den Griff zu kriegen: So früh wie möglich damit anfangen.

Training

Ein Zauberwort für das Hundetraining gegen unkontrolliertes Jagen ist: Bindung. Eine starke Verbindung von Hund und Mensch ist wie eine unsichtbare Hundeleine. Bea stärkte daher die Aufmerksamkeit und die Kontaktaufnahmen ihres Hundes. Er hat sich immer an Frauchen zu orientieren. Eine erste Übung war es, Warten zu lernen. Insbesondere für impulsive Hunde ist das die ideale Voraussetzung, um ihre Aufmerksamkeit danach intensiver zu trainieren. Als Bob verstanden hatte, dass er immer wieder Blickkontakt mit Bea aufbauen muss, war er bereit für die nächste Trainingseinheit. Fips durfte gleich mitmachen.

Beide Hunde toben gern, stürmen los, lieben Richtungswechsel und Versteckspiele. In diesen extrem aktiven Phasen (in denen der Hund in Begeisterung, dem Frauchen aber nur der Schweiß ausbricht) gilt es, ununterbrochen die Aufmerksamkeit des Hundes zu haben. Bob und Fips müssen immer ansprechbar und lenkbar bleiben. Keine leichte Sache! Dafür fällt das Lob umso großzügiger aus.

Tolle Werkzeuge, um Kommandos zu üben und dem Hund zu zeigen, dass er immer in der Nähe zu bleiben hat, sind Schleppleine und Hundegeschirr. Mit der Schleppleine können „Stopp!“-Kommandos trainiert werden, bevor die Leine sich wirklich spannt. Fips hat’s kapiert, er dreht sich dann um und schaut mich an. Schon bekommt er die Erlaubnis zum Weiterlaufen.

Königsdisziplin für uns – und ganz besonders für den Beagle – ist das Aufmerksamkeitstraining, bei dem der Hund erst stoppt und dann heran läuft. Wenn der Hund das wirklich drauf hat, dann kann das wie eine Notbremse bei aufkommendem Jagdrausch wirken. Und deshalb gibt es fürs Absolvieren dieser Übung natürlich ein absolutes Superleckerli.

Da bin ich übrigens ganz auf der Seite des Hundes. Mich würde bei der Schnäppchenjagd auch nur ein doppeltes Spaghetti-Eis mit Sahne stoppen können.

 

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