Hunde verstehen: Beschwichtigungssignale

Hunde nutzen zahlreiche Beschwichtigungssignale um zu kommunizieren. Oft deuten wir Menschen diese Beschwichtigungssignale falsch oder tun genau das Gegenteil von dem, was uns der Hund damit zeigen wollte. Lesen Sie jetzt, wie Sie diese Signale richtig deuten, für die Hundeerziehung nutzen und besser mit Ihrem Vierbeiner kommunizieren können!

So erkennen Sie Beschwichtigungssignale bei Hunden

Kennen Sie das auch: Sie schreiben eine witzige Nachricht an Ihre beste Freundin und sie wirft Ihnen anschließend vor, dass Sie sie überhaupt nicht verstehen – ein klassisches Missverständnis. Mit einem Hund kann uns das nicht passieren: Er versteht uns immer und wenn nicht, dann verzeiht er uns trotzdem.

Nachtragend sind Hunde zum Glück wirklich nicht. Es liegt in ihrer Natur, alles zu verzeihen. Hunde kommunizieren außerdem nicht mit Worten sondern nonverbal durch ihre Köpersprache. Wobei viele Tierbesitzer an der Art des Bellens oder Schnaufens natürlich genau erkennen, was ihr Hund ihnen sagen möchte. Hunde setzen dabei auch bestimmte Signale ein, die sogenannten Beschwichtigungssignale oder Calming Signals.

Wofür setzen Hunde Beschwichtigungssignale ein?

• um Konflikte mit Artgenossen zu vermeiden
• um ihre gute Absicht zu demonstrieren
• um sich selbst in stressigen Situationen zu beruhigen

Menschen interpretieren diese Beschwichtigungssignale oft falsch, dabei können sie sehr hilfreich für die Hundeerziehung sein.

Kommunikationsprobleme zwischen Hund und Mensch

Aus Hundesicht verhalten Menschen sich bestimmt ziemlich merkwürdig: Wir geben ununterbrochen unzählige Lauten von uns, sind manchmal total hektisch und angespannt, laufen immer in die falsche Richtung und zeigen unsere Zuneigung sehr ungewöhnlich: durch Umarmungen!

Wenn wir einen süßen Hund sehen, laufen wir gerade auf ihn zu, sehen ihn direkt an, sind voller Begeisterung und bücken uns mit einem lauten „wie süß!“ von oben zu ihm herab. Dabei meinen wir es eigentlich gut mit dem Hund und wollen ihn nicht erschrecken. Und stellen dann ganz überrascht fest, dass er sich zurückzieht, seine Augen zukneift und sichtlich Angst vor uns hat. Oder was noch schlimmer ist: Der süße Hund fängt an zu bellen und wird aggressiv. Im schlimmsten Fall beißt er uns sogar – und wir verstehen die Welt nicht mehr.

Was will uns der Hund mitteilen?

Diese unangenehme Situation wäre ganz anders verlaufen, wenn wir

1. die Signale des Hundes rechtzeitig wahrgenommen,

2. richtig interpretiert hätten und uns

3. dem Hund anders genähert hätten.

Beschwichtigungssignale können nämlich nicht nur Konflikte unter Hunden vermeiden, sondern auch die Kommunikation zwischen Mensch und Hund verbessern.

Hundesprache für: „Ich bin entspannt und freundlich gestimmt!“

Beim Gassigehen ist unser Bürohund Topper eigentlich immer am Schnüffeln. Jeder Busch, jede Hecke muss abgeschnüffelt werden. Doch wenn er unterwegs einen fremden Hund sieht, bleibt er erstmal stehen, hebt seine Pfote hoch und schaut den Fremden an. Aber dann wendet Topper seinen Blick zur Seite und bewegt sich ganz langsam auf den anderen Hund zu. Dabei nähert er sich dem anderen Vierbeiner nicht gerade sondern im Bogen und schnüffelt zwischendurch immer mal wieder auf dem Boden. Dadurch zeigt Toppi, dass er zwar an dem Fremden interessiert ist aber keinen Ärger will und etwas unsicher ist. Absolut verständlich – gerade wenn der Unbekannte ein Bernhardiner ist. Mit großen Hunden sollte man lieber Freundschaft schließen.

Das direkte Zugehen auf einen Hund gehört in der Hundesprache übrigens generell zum schlechten Ton. Eine Verlangsamung zeigt dem anderen Vierbeiner außerdem, dass der neue Bekannte nicht feindlich gestimmt ist.

Beschwichtigungssignale für: „Ich will kein Ärger!“

Im Büro ist Toppi nicht allein. Neben seinen menschlichen Kollegen gibt es da auch noch die Terrier-Mix-Lady Nelly. Die kleine, flauschige Nelly ist ein echtes Sensibelchen: Fremde Menschen und Hunde haben in ihrer Nähe nichts verloren. Und wenn doch jemand ihre Gunst verdienen möchte, sollte er gefälligst einen leckeren Hundekeks dabei haben. Für solche Extrawürste steht Topper selbst viel zu gern im Mittelpunkt und drängt sich deshalb überall dazwischen. Schließlich ist er ja auch der Größere, Stärkere und Jüngere. Nelly fühlt sich dann zwar bedrängt, will aber kein Ärger mit Toppi. Das zeigt sie ihm per Körpersprache, indem sie ihren Kopf zur Seite dreht, Topper den Rücken oder die Seite zudreht und so schnell wie möglich wieder in ihrem Hundebett verschwindet. Dort hat Topper nämlich keinen Zutritt.

Wenn ich mich bei der Begrüßung eines Arbeitskollegen so verhalten würde, wäre das total unhöflich und mein Kollege hätte das Gefühl, ich würde ihn ignorieren und nicht mögen. Aber Hunde sagen damit nur: „Okay, ich habe Dich gesehen, aber das ist mir nah genug und noch näher brauchst Du mir nicht zu kommen!“

Hundesprache für: „Das ist mir gerade unangenehm!“

Wenn Menschen jemanden die Zunge rausstrecken ist das entweder ziemlich albern (bei Erwachsenen) oder wir wollen jemanden damit ärgern (bei Kindern). Wenn dagegen Hunde ihre Zunge rausstrecken, zeigen sie damit, dass sie etwas nervös und unsicher sind. Hunde lecken ihre Nase viel häufiger ab, als wir es merken. Bestes Beispiel ist die manchmal nicht so einfache Beziehung zwischen Nelly und Topper. Wenn sich die sensible Nelly bedrängt fühlt züngelt sie häufiger. Der selbstsichere Topper zeigt seine Zunge zwar häufig, aber der Grund dafür ist selten Unsicherheit, sondern seine Angewohnheit alles und jeden abzuschlecken.

Beschwichtigungssignale für: „Ich bin total entspannt!“

„Gähhn!“ sagt Toppi und legt sich zusammengerollt auf seine Hundedecke. Damit zeigt er, dass er entspannt ist. Dabei muss er gar nicht müde sein. Manchmal gähnt er auch wenn er einen anderen Hund trifft, auch dann ist das Gähnen ein Zeichen für totale Gelassenheit. Das gleiche gilt, wenn Topper sich in Gegenwart eines anderen Hundes hinsetzt oder hinlegt. Bei uns Menschen wäre Gähnen beim Treffen eines Anderen dagegen ziemlich unhöflich und im schlimmsten Fall sogar eine Beleidigung.

Hundesprache für: „Wollen wir spielen?!“

Wenn Topper langweilig ist, schleudert er seine Hundedecke durch den Raum, schaut sein Frauchen direkt an und gibt paar bellende Laute von sich. Manchmal verbeugt er sich dabei auch noch. Damit will er seinem Frauchen aber keine Ehre erweisen sondern zum Spielen auffordern. Begleitet wird dieses Beschwichtigungssignal meistens auch noch mit heftigem Schwanzwedeln.

Was können wir aus diesen Beschwichtigungssignalen lernen?

Dies sind nur einige der vielen Beschwichtigungssignale, mit denen Ihr Hund kommuniziert. Unsere Hunde sind einfach Meister darin, Konflikten aus dem Weg zu gehen. Je nach Situation können Signale aber auch anders gedeutet werden, denn eins zu eins sind diese Tricks nicht auf uns Menschen übertragbar.

Was bedeutet das für das Missverständnis mit der Freundin zu Beginn dieses Artikels? Manchmal sollten wir weniger viel in Nachrichten hineininterpretieren, sondern uns lieber treffen und direkt kommunizieren – genau wie unsere Hunde das tun. Und bei der Hundeerziehung sind diese Beschwichtigungssignale sehr nützlich. Aber darüber schreibe ich ein anderes Mal.

 

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