Windhunde erziehen

Drinnen Manieren, draußen parieren?

Sollte eine Katze in einen Hund verzaubert werden, käme ein Windhund heraus. Sind sie in häuslicher Umgebung wohl erzogen und sanft, drehen sie draußen richtig auf. Was tun?

Als mir das erste Mal ein Saluki begegnet ist, dachte ich, es sei eine verzauberte Katze. Manche Hunde sind schüchtern, sie fremdeln – oder sie knurren, sie drohen. Diese Windhunde tun einfach so, als sei man nicht da. Und dies so überzeugend, dass man an seiner eigenen Existenz zweifelt. Menschen mit absoluter Nichtachtung zu strafen, darin sind ja eigentlich nur Katzen große Meister. Nachdem mir ein Saluki-Pärchen mit seiner Begleiterin und noch andere Windhunde wie Whippets und Galgos begegnet sind, begann ich mich für diese schlanken, eleganten und sich oft so un-hundemäßigen verhaltenden Tiere zu interessieren. Nein, Fips soll keinen hochbeinigen Bruder bekommen. Ich bin einfach nur neugierig.

Windhunde erziehen und verstehen

Um Windhunde zu verstehen, braucht man besonders viel Einfühlungsvermögen. Um Windhunde zu erziehen, braucht man ganz viel Herz. Das ist das eine – und ganz viel Hirn wohl das andere. Denn wer mit Windhunden leben und keine Enttäuschungen erleben will, sollte sich mit der Historie und dem Naturell dieser außergewöhnlichen Langbeiner beschäftigen. Erfahren habe ich nach einigen Gesprächen und viel Lektüre, dass man Windhunde in gewisser Weise schon erziehen kann – oder lenken, könnte man auch sagen. Es heißt, nur wenn der Windhund geliebt und geachtet wird, wird er auch das tun, was sein Frauchen oder Herrchen möchte, und zwar völlig freiwillig. Klingt doch schon viel besser als „Windhund-Erziehung“, oder? Aber wir wissen ja, Liebe allein reicht nicht. Zu dieser Liebe sollten sich auch noch ganz viel Mitdenken, Vorausdenken und angewandte Quantenphysik gesellen. Ok, Letzteres ist jetzt ein Scherz, aber sie scheint mir doch schon anspruchsvoll, diese Beziehung zwischen Windhund und Mensch. Wer mit Zwang einem Windhund beikommen will, arbeitet am Hund vorbei. Beharrlichkeit, Konsequenz und viel Zeit, so kommt man bei diesen besonderen Tieren irgendwann zum Ziel.

Der Windhund als Familien- und Haushund

Wird der Hund in seinem Wesen angenommen, zeigt er sich als ein traumhafter Zeitgenosse, mit dem es sich extrem angenehm zusammen leben lässt. Sein Stolz, sein würdevolles und ruhiges Verhalten machen ihn zum Familien- und Haushund. Dem Menschen und meist auch Kindern extrem zugetan, schätzt er unsere Gesellschaft und ist überall gern dabei. Windhunde haben wohl auch ein gutes Gedächtnis, weshalb sie schnell lernen und so manche Situation nicht vergessen. Dies mag zum Überleben hilfreich sein, bei Windhunden aus dem Tierschutz erschweren die schlimmen Erfahrungen der Vergangenheit den helfenden Menschen wohl oft den Zugang zum sensiblen, verängstigten Hund. Ruhig und anhänglich zuhause – meist irgendwo dekorativ hingegossen auf Hundedecke oder Hundebett – zeigt der Windhund draußen sein unglaubliches Temperament.

Der Windhund als Jagdhund

Wichtig ist, sich immer zu vergegenwärtigen, woher sie stammen und für was sie gedacht waren. Die Windhunde, ob Irischer Wolfshund, Afghane, Barsoi, Saluki, Greyhound, Galgo (die Liste ließe sich fortsetzen) wurden für die Hetzjagd gezüchtet und jagen auf Sicht. Wann immer also etwas Reizvolles sich bewegt, aufspringt, flüchtet, wird ein Knopf im Windhund gedrückt. Und los!!! Windhunde sollten dennoch freien Auslauf haben, sagen viele ihrer Besitzer, aber man muss höllisch aufpassen und immer die Verbindung halten. Bevor sie losschießen dürfen, sollten die Hunde übrigens gut aufgewärmt sein, um ihre Muskeln, Sehnen und Gelenke vor Verletzungen zu schützen. Dass ein Windhund sich nur da frei austoben sollte, wo keine Gefahren wie Zäune, Autoverkehr oder auch viel Wild drohen, ist selbstverständlich. Dafür ist auch ein Windhundhalsband mit einem Adressanhänger unerlässlich. Falls freier Auslauf nicht immer möglich ist, sind auch flotte Spaziergänge an der Hundeleine oder Schleppleine, Traben neben dem Fahrrad oder dem Jogger ein guter Ersatz. Und es gibt Rennbahnen, auf denen die geborenen Sprinter, z. B. beim Coursing, ihr Tempo messen können.

Die Bindung zwischen Mensch und Windhund

Zur berühmten Erziehung von Windhunden gehört eben die Bindung, die Mensch und Tier wie ein unsichtbares Band zusammenhält und für eine manchmal sogar wortlose Kommunikation sorgt. Auch der Windhund sollte erkennen, wer der Rudelführer ist, wer die Kommandos gibt. Der alte Trick, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen, wenn der Hund wie ein Torpedo irgendwohin wegschießt, ist auch ein Teil der Windhund-Erziehung. Diese beiden Seiten, das Energiegeladene in der „freien Wildbahn“ und das Sanftmütige in der häuslichen Umgebung, machen einen interessanten Reiz aus. Das Auspowern mit dem Hund scheint genauso intensiv zu sein wie das Chillen. Von diesen guten Manieren Zuhause sollte sich mein Fips gern mal was abgucken. Statt Windhund ist er nämlich ein Wirbelwind.

 

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