Sie sehen nicht nur anders aus als andere Hunde, sie besitzen auch ein besonderes Wesen: Windhunde. Ihr schlanker, filigraner und athletischer Körperbau mit den langen Gliedmaßen und Schnauzen hebt sie aus der Masse hervor, sie bewegen sich mit einer ihnen innewohnenden Würde und Grazie. Windhunde kommen einem gewissen Schönheitsideal schon sehr nah, sie verkörpern Anmut und Eleganz wie kaum eine andere Hunderasse. Ihre Menschen wissen darum und schmücken ihre langen Hälse mit aufwändig gearbeiteten Halsbändern.
Müsste man den Windhunden einen Stempel verleihen, würde man sie wahrscheinlich hochsensibel nennen. Sie nehmen unheimlich viel wahr, haben feine Antennen und Sinne und ihre Menschen sind der Überzeugung, dass der Windhund jedes ihrer Worte genau versteht.
Zur Sensibilität kommt ein sehr sanftes Wesen:
Windhunde umgibt eine besondere Ruhe, weswegen sie reservierter, manchmal sogar schüchtern erscheinen und weniger kontaktfreudig als andere Hunde auftreten. Man könnte sie fast katzenhaft nennen – sie putzen sich ähnlich wie die Samtpfoten und manchen Windhunden wohnt etwas Sphinx ähnliches inne, Erhabenheit, Souveränität und Stolz. Dazu kommt, dass sie klassische hündische Themen in der Regel nicht kennen: Futterneid spielt keine Rolle und ebenso wenig Übergewicht. Windhunde raufen nicht, für derbe, raue und körperliche Spiele sind sie nicht zu haben.
Windhunde und der Gehorsam
Das Metier des Windhunds ist die Jagd, für die er über Jahrhunderte hinweg gezüchtet wurde. Er trägt die Schnelligkeit und Agilität im Namen. Entsprechend lässt er sich nicht gern eingrenzen, Weite und Raum ist das, wofür er lebt und was er benötigt.
Entsprechend ist ein Windhund kein Hund, der für Drill oder absoluten Gehorsam gezüchtet wurde – Unterwürfigkeit ist ihm fremd. Seine Aufgabe, die Jagd, hat er in früheren Zeiten selbständig, unabhängig ausgeführt und dabei eigene Entscheidungen getroffen. Diese Anlage charakterisiert den Windhund auch heute noch. Das bedeutet nicht, dass der Windhund weniger intelligent ist als andere Rassen. Er entscheidet nur selbst, wie gehorsam er sein will. Entsprechend wenig kann er im Training mit Druck umgehen. Er schaltet dann ab oder geht. Manche Menschen würden das wahrscheinlich eigensinnig nennen.
Da den Windhund aufgrund seines zurückhaltenden, reservierten Wesens oft eine gewisse Unnahbarkeit umgibt, werden Menschen, die immer wissen müssen, was ihr Hund gerade denkt, die jede Bewegung analysieren wollen, mit einem Windhund nicht glücklich werden. Ein Windhund darf Geheimnisse haben. Auch ein zu lautes Zuhause mit schreienden Kindern, wo kein Tag dem anderen ähnelt, ist nichts für die empfindsamen Langbeinigen. Man sieht es dem Windhund an, wenn er sich wohlfühlt – tut er es nicht, ist er ein Schatten seiner selbst.
Windhund – Gegensätze vereint
Der Windhund vereint Gegensätze wie vermutlich keine andere Rasse:
- Eigentlich ein Individualist, lebt er gern mit anderen Vertretern seiner Spezies im Rudel zusammen. Man ruht gemeinsam und man spielt zusammen.
- Er ist energiegeladen im Freilauf unterwegs, doch ruhig im Haus, wo er gerne viel und lang schläft und Bequemlichkeit schätzt.
- So schnell er bei der Jagd Entscheidungen treffen würde, so gern mag er doch die Routinen und Regelmäßigkeiten des Alltags.
- Weite, Freiheit und Raum sind ihm wichtig, aber im Haus oder in der Wohnung verhält er sich unkompliziert, denn auch begrenzter Platz stellt kein Problem für ihn dar.
Windhunde und ihr Mensch
Diese Widersprüchlichkeit im Wesen des Windhunds zeigt sich auch in der Beziehung zu seinem Menschen: So unabhängig er ist, so gern schließt er sich seinem Zweibeiner an. Windhunde sind loyal und lieben bedingungslos – aber die Beziehung muss auf Gegenseitigkeit beruhen und der Windhund sucht sich seinen Menschen aus.
Dann geht er eine starke Freundschaft und innige Partnerschaft ein; der Windhund geht liebevoll mit seiner Familie um und es ist ihm wichtig, ein vollwertiges Mitglied zu sein. Er sucht die Nähe und nimmt Zuneigungsbekundungen gern an. Das offenbart dann die anhängliche Seite des Windhunds, der den Kontakt mit seinem menschlichen Rudel braucht und der mit dem Alleinsein nicht gut klarkommt. Fremden gegenüber ist der Windhund zurückhaltend bis misstrauisch, allerdings würde er niemals aggressiv werden. Lieber zieht er sich zurück.
Jeder Windhund ist anders: Rassenunterschiede
Ein Windhund bleibt ein Individuum – und abhängig von der Rasse kann sich der Charakter weiter unterscheiden, seien es Afghane, Barsoi, Galgo, Saluki oder Whippet. Manche Windhunde sind Sprinter, die ihre Höchstgeschwindigkeit in wenigen Sekunden erreichen, andere sind auf das Laufen in konstanten Geschwindigkeiten spezialisiert und können stundenlang durchhalten. Ihre Bedürfnisse unterscheiden sich also. Dennoch gilt für alle: Ein Leben ausschließlich an der Leine ist nichts für den Windhund.
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