Distanzkontrolle mit dem Hund: So baust du sie auf

Dein Hund kann Signale wie „Sitz“ oder „Platz“ easy peasy ausführen, wenn er direkt vor dir steht? Dann ist vielleicht der Zeitpunkt gekommen, die Distanzkontrolle aufzubauen bzw. an ihr zu arbeiten, so dass dein Vierbeiner auch mit räumlichem Abstand zu dir noch ansprechbar ist und deine Kommandos ausführt.

Das ist nicht nur ein spannender Zeitvertreib, sondern auch sehr praktisch, wenn ihr zum Beispiel draußen unterwegs seid. Dein Hund ist im Freilauf und plötzlich taucht ein Jogger auf dem Waldweg auf. Dein Hund legt sich auf Kommando ab, der Jogger trabt vorbei, und du schickst deinen Hund wieder los. So kannst du nicht nur Sicherheit für alle Beteiligten schaffen, sondern deinem Hund, der so zuverlässig ansprechbar ist, auch jede Menge Freiheit geben.

Distanzkontrolle hat noch drei weitere Vorteile:

  • Aufmerksamkeit testen. Wenn dein Vierbeiner im Unterholz schnüffelt oder ein paar Meter vor dir auf dem Weg läuft, dann rufe ein Kommando wie „Platz“ und schau, ob er ansprechbar ist und du seinen Fokus erhalten kannst.
  • Beschäftigung. Lass deinen Hund auf dem Spaziergang „Platz“ machen, gehe weiter und rufe ihn dann nach ein paar Metern zu dir. So bringt ihr Abwechslung in eure Runden und der Hund ist es gewohnt, dass du ihn ansprichst und bleibt mental bei dir.
  • Impulskontrolle. Die Königsdisziplin – lass deinen Hund zum Beispiel ein Spielzeug jagen und unterbreche ihn mit einem „Platz“. Wenn dir das gelingt, kannst du dir auf die Schultern klopfen und deinen Hund feiern.

Das Training der Distanzkontrolle

Grundsignale festigen

Doch zurück zum Anfang. Wie baut man Distanzkontrolle mit dem Hund auf? Zunächst müssen die Grundsignale wie „Sitz“, „Platz“ oder „Bleib“ sitzen. Überprüfe das einfach aus nächster Nähe; damit siehst du, dass dein Hund dich verstanden hat. Nutze hier schon eine klare Körpersprache und baue das Handzeichen mit auf, das du für das Kommando nutzen willst. Hunde orientieren sich immer zuerst an der Körpersprache und Gestik und erst danach an verbalen Kommandos. Deswegen ist die Kombination wichtig.

Sinnvolle Vorbereitung für die Distanzkontrolle

„Bleib“ und „Stopp“ sind zwei Signale, die die Distanzkontrolle optimal vorbereiten. Lass deinen Hund Sitz machen oder lege ihn ab, gib dann das „Bleib“-Kommando, am besten verstärkt mit einer Geste, und entferne dich ein paar Schritte. Komm zurück und belohne deinen Hund am Platz, wenn er gewartet hat. Wiederhole das ein paar Mal und steigere dann die Schwierigkeit, etwa, indem du das Sichtfeld des Hundes verlässt. Wenn ihr richtig gut seid, lass deinen Hund warten und drücke die Klingel der Haustür. Bleibt er an seinem Ort, belohne ihn.

Das „Stopp“-Signal bremst deinen Hund mitten in der Bewegung – auch hier bietet sich eine offensive Körperhaltung an: Drehe dich zu deinem Hund und halte zum Beispiel eine Hand wie ein Stoppschild vor deinen Körper. Kannst du deinen Hund in der Bewegung stoppen, ist es einfach ein Folgesignal wie „Platz“ anzuschließen und damit Distanzkontrolle zu etablieren.

Schrittweise Entfernung aufbauen

Die Kunst bei der Distanzkontrolle besteht darin, die Entfernung zwischen dir und deinem Vierbeiner schrittweise zu vergrößern. Gib das Kommando mit ein wenig Abstand zwischen euch beiden, zwei oder drei Schritte, und belohne deinen Hund. Du kannst ihm das Leckerli zuwerfen oder du nutzt ein Markersignal, etwa einen Klicker, damit er versteht, dass er sich richtig verhalten hat und dann lieferst du das Futter. Wichtig ist, dass du das Kommando wieder auflöst.

Folgendes Problem ist ganz normal: Bisher hat dein Hund Sitz oder Platz immer nur direkt vor dir ausgeführt. Es kann also passieren, dass er, wenn du das Kommando aus der Entfernung gibst, erst einmal zu dir kommen will. Wenn es dir also partout nicht gelingt, deinen Hund auf Distanz zu halten, kannst du eine Leine oder Schleppleine einsetzen. Leine deinen Hund an, entferne dich und gib dein Kommando. So versteht dein Vierbeiner, dass das Signal nichts mit deiner unmittelbaren Nähe zu tun hat. Du kannst auch eine Schleppleine um einen Baum herumführen und so den Abstand zwischen dir und deinem Hund steuern. Im Haus oder in der Wohnung kannst du am Anfang natürliche Barrieren wie ein Sofa nutzen, um deinem Hund das Konzept beizubringen.

Wenn ihr zusammen spazieren seid, dann verlange ein „Platz“ aus der Bewegung, wenn dein Hund direkt neben dir läuft. Du erhöhst die Schwierigkeit, indem du noch ein paar Schritte weiter gehst, während dein Hund liegen bleiben muss. Hier musst du dein Auflösesignal gut timen, damit der Hund nicht zu früh wieder aufsteht und dir folgt.

Ablenkung einbauen

Hat dein Hund die Kommandos auf mehrere Meter Entfernung verstanden und führt sie zuverlässig aus, dann bringe Ablenkungen ins Spiel – etwa ein neuer Ort oder verlockendes Spielzeug.

Belohnung und Motivation

Trainiere nicht zu lange am Stück und bringe Abwechslung in deine Belohnung: mal Futter, mal streicheln, mal ein lobendes Wort. Das lässt deinen Hund aufmerksam bleiben und erhält seine Motivation.

Aufmerksamkeit beim Freilauf belohnen

Damit die Distanzkontrolle funktioniert, darf dein Hund sich nicht zu weit von dir entfernen und du musst in der Lage sein, dir seine Aufmerksamkeit auch ohne Leine zu holen. Wenn dein Vierbeiner sich schon vom Acker gemacht hat, ist es dafür natürlich zu spät.

Halte deswegen früher nach positiven Verhaltensweisen Ausschau, die du dann systematisch belohnst: etwa, wenn dein Hund dich ansieht und Blickkontakt sucht, sich an dir orientiert, stehen bleibt oder langsamer wird.

Du kannst deinen Hund auch mit Spiel, Spielzeug oder Aktivitäten wie Buddeln belohnen – Hauptsache, es macht ihm Spaß. Dein Hund wird verstehen, dass sich Aufmerksamkeit und Kontaktaufnahme für ihn lohnen und sie künftig öfter zeigen. Natürlich kannst du deinen Hund für diese Übungen auch an die Leine oder Schleppleine nehmen. Damit das Training auf den Freilauf übertragbar ist, sollte aber kein Zug auf der Leine sein.

 

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