Hilfe, Bello ist zu dick! Übergewicht bei Hunden: Ursachen, Risiken und Behandlung

Jeder zweite erwachsene Hund in Deutschland ist übergewichtig. Das schätzen Experten.

Übergewicht, Adipositas, liegt dann vor, wenn der Hund zehn Prozent mehr wiegt als sein Idealgewicht. Bei Übergewicht zwischen 15 und 20 Prozent spricht man von Fettleibigkeit.
Das Idealgewicht eines Hundes zu ermitteln, ist dabei gar nicht so einfach. Immerhin gibt es eine Vielzahl an Rassen mit verschiedenen Körpertypen und Größen. Nimmt der Zwergpinscher ein Kilo zu, ist das natürlich eine ganz andere Relation als bei einer Dogge.

Es gibt also keine Formel, keinen Body Mass Index, für Hunde. Hilfreich kann aber der Body Condition Score (BCS) sein. Dabei werden verschiedene Körperteile betrachtet: Ein dicker Rutenansatz, eine nicht mehr erkennbare Taille, ein breiter Rücken und Rippen, die unter aufgelegten Händen nicht mehr fühlbar sind, deuten auf Übergewicht hin. Außerdem können Verhaltensänderungen Hinweise sein: Dicke Hunde sind natürlich weniger bewegungsfreudig, häufiger müde, springen nicht mehr einfach so ins Auto und hecheln öfter.

Die Ursachen für zu dicke Hunde

Die Ursache für Übergewicht beim Hund kann einfach sein, muss aber nicht: Frisst der Vierbeiner zu viel, nimmt er also mehr Kalorien auf, als er verbraucht, wird er dick. Das Fett lagert sich unter der Haut und um die Organe an. Das kann schon im Welpenalter beginnen: Werden die Kleinen zu reichhaltig ernährt, bilden sich früh mehr Fettzellen und das Risiko für Übergewicht im Erwachsenenalter steigt.
Es gibt aber noch andere Faktoren, die Übergewicht beeinflussen.

  • Das Alter. Zwischen 6 und 12 Jahren steigt das Risiko. Alte Hunde bewegen sich weniger, der Stoffwechsel fährt zurück.
  • Bewegungsmangel. Der führt in einen Teufelskreis: Denn dickere Hunde verlieren die Freude an der Bewegung.
  • Rasse und Veranlagung. Manche Rassen wie Retriever, Collie, Beagel, Dackel oder Cocker Spaniel neigen zu Übergewicht – und fressen oft leidenschaftlich gern.
  • Kastration. Fallen die Geschlechtshormone weg, werden Stoffwechsel und Appetit nicht mehr wie gewohnt gesteuert. Kastrierte Rüden fressen oft mehr und werden gleichzeitig ruhiger, wodurch sie wiederum weniger Energie verbrauchen.
  • Erkrankungen. Dann gibt es eine Reihe von Krankheiten, die Übergewicht beim Hund begünstigen können. Dazu gehören hormonelle Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion, Morbus Cushing oder eine Fehlfunktion der Geschlechtsdrüsen. Andere Krankheiten wie Arthrose betreffen den Bewegungsapparat, das Herz-Kreislauf-System oder die Lunge. Die Folge: Der Hund bewegt sich weniger.
  • Medikamente. Medikamente können den Appetit steigern und die Bewegungsfreude dämpfen und so ebenfalls eine Ursache für Übergewicht sein, zum Beispiel Kortison.
  • Verhaltensstörungen. Auch Angst oder Depressionen beim Hund können zu Übergewicht führen.
  • Falsches Futter. Viele leckere Snacks sind echte Kalorienbomben. Und ständige Futterwechsel fördern den Appetit.

Bei all diesen Faktoren sollten wir einen entscheidenden nicht aus den Augen verlieren: Wir selbst, der Mensch. Denn wie unser Hund lebt, hängt von unseren Gewohnheiten ab. Wie viel Zeit nehmen wir uns, um mit ihm zu spielen und ihn auszulasten? Wo leben wir? Was füttern wir? Stecken wir ihm gerne einfach mal so ein Leckerchen zu?

Die Folgen von Adipositas beim Hund

Das Fett im Körper wirkt sich massiv aus und wird zu einem Risikofaktor für andere Krankheiten. Bei übergewichtigen Hunden kommen der Stoffwechsel und die Hormone aus dem Gleichgewicht. Hunde können eine Insulinresistenz entwickeln und in der Folge Diabetes. Auch Arthrose kann als Folge von Fettleibigkeit entstehen. Dazu kommen Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen, Verstopfungen und Hautkrankheiten. Oft schwächt Übergewicht auch das Immunsystem des Hundes.

Außerdem: Übergewicht ist für Hunde eine echte Belastung. Sie bewegen sich nicht mehr gern, sind reizbarer und vertragen Hitze schlechter. Damit wirken sich zu viele Kilos schnell auf die Lebensfreude und auch auf die Lebenserwartung der Vierbeiner aus: Im Durchschnitt verkürzt sich die Lebenszeit zu dicker Hunde um ganze zwei Jahre.

Übergewicht: Was tun?

Logisch: Wenn Bello zu viele Kilo auf den Rippen hat, müssen die wieder runter. Das gelingt zum einen mit einer Diät und zum anderen mit mehr Bewegung, um den Kalorienverbrauch anzukurbeln. Wichtig ist dabei: Übergewichtige Hunde haben oft noch mit anderen Problemen zu kämpfen. Eine Diät muss deswegen unbedingt mit dem Tierarzt abgesprochen werden.

Wichtig, um die überflüssigen Pfunde (oder Gramm) wieder loszuwerden:

  • Eine ausgewogene, hochwertige Ernährung mit wenig Kohlenhydraten und mehr Proteinen und Gemüse.
  • Der Überblick, was der Hund frisst: Das bedeutet Kalorien zählen, Portionen messen und Snacks vermeiden oder in die Portion einberechnen.
  • Streicheln statt Leckerli und Kauspielzeug statt kalorienreicher Snacks.
  • Keine schnelle Umstellung, sondern eine schrittweise Umgewöhnung sind wichtig.

Neben der Ernährung passt ihr euren Lebensstil an. Das bedeutet:

  • Regelmäßige Spaziergänge und viel Spaß und Spiel, vielleicht sogar mit anderen Hunden.
  • Alle, die gesamte Familie, müssen an einem Strang ziehen. Denn Erfolg stellt sich nur mit Konsequenz ein.
  • Die Diät dokumentieren: Wiege deinen Hund und mache Fotos, um eure Fortschritte messen zu können. Es gibt sogar Fitness-Apps, über die du den Kalorienverbrauch deines Vierbeiners berechnen kannst.
 

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