Kläffen, kleben, knurren: Verzogenen Hund umerziehen

Sie sind Dauerkläffer, überwachen ihren Menschen oder zeigen sich anderen Hunden gegenüber aggressiv: Manche Verhaltensweisen von Vierbeinern sind nicht nur anstrengend und nervig, sie stressen alle Beteiligten und können sogar gefährlich werden.
Wie also kann man seinen Hund umerziehen, der sich unerwünschte Gewohnheiten zugelegt hat?

Die gute Nachricht: Es geht – mit sehr viel Geduld, Konsequenz und Durchhaltevermögen. Denn anders als beim Welpen, der alles neu entdeckt und schnell lernt, haben erwachsene Hunde ihre Verhalten über Monate, vielleicht sogar Jahre hinweg antrainiert. Und wir wissen von uns selbst, wie schwierig es ist, unsere Gewohnheiten zu verändern. Deswegen ist es nicht nur gut möglich, sondern sogar wahrscheinlich, dass der Hund die Korrektur seines Verhaltens nicht besonders gutheißen wird – erwarte Verunsicherung genauso wie Sturheit.

So kannst du bei der Umerziehung deines Hundes vorgehen:

Ursachenforschung

Egal, ob dein Hund in deiner Abwesenheit deine Wohnung zerlegt, zu einem wilden Monster wird, wenn der Postbote klingelt oder sich bei jeder Bewegung hinter dir versteckt: Bevor du versuchst, sein Verhalten zu verändern, solltest du zuerst auf Ursachenforschung gehen. Wo liegen die Gründe für Unarten, Aggression und Angst? Sie können breit gestreut sein – ein traumatisches Erlebnis, das eine psychische Störung ausgelöst hat, Dauerstress, weil dein Vierbeiner vielleicht nie gelernt hat, sich zu entspannen, aber auch Langeweile. Vielleicht hat dein Hund auch einfach Schmerzen. Und möglicherweise hast du mit deinen eigenen Reaktionen das unerwünschte Verhalten sogar selbst mitverursacht. Hier ist also Beobachtung und Reflexion gefragt. Je besser du deinen Hund verstehst, desto gezielter kannst du dich an die Lösung der Probleme machen.

Regeln aufstellen

Damit euer Zusammenleben klappt, braucht ihr Regeln. Der Hund als Rudeltier kennt das und hat damit keine Probleme. Grundkommandos wie Sitz und Platz, das Beifuß-Gehen oder „Aus“ müssen deswegen funktionieren. Ein gut erzogener Hund genießt mehr Freiheiten. Damit tust du ihm einen Gefallen.

  1. Motivieren
    Einen Hund umerziehen, erfordert Geduld und Zeit. Damit sich die Erfolge schneller einstellen, solltest du dir Gedanken machen, wie du deinen Hund besonders gut motivieren kannst: Futter? Spiel? Streicheleinheiten und Aufmerksamkeit? Setze die Belohnung dann bewusst ein und nutze sie als positive Verstärkung für das erwünschte Verhalten. So hat auch dein Hund etwas davon.
  2. Innenschau
    Ein Schritt in Richtung neuer und besserer Gewohnheiten ist die Innenschau. Dabei analysierst du dein Verhalten und findest heraus, ob du selbst zu den Problemen deines Hundes beigetragen hast, indem du etwas belohnst, was du gar nicht wünschst. Springt dein Hund an dir hoch und streichelst du ihn dafür, belohnst du ihn – er wird dich künftig öfter anspringen. Fütterst du ein Leckerli, um sein Bellen zu unterbrechen, wird er künftig mehr bellen. Schreist du ihn an, wenn er an der Leine zieht und einen anderen Hund verbellt, kann er selbst diese Art der Aufmerksamkeit als Bestätigung interpretieren. Hier musst du also auch dein Verhalten ändern.
  3. Kongruenz
    Wörter, Tonfall, Gesichtsausdruck und Körpersprache: Dein Hund liest dich. Deine Kommunikation wird vom Hund nur als stimmig und glaubwürdig wahrgenommen, wenn sie kongruent ist. Ein herrischer Tonfall, wenn du dich eigentlich unsicher fühlst oder ein freundliches Locken, wenn du wirklich sauer bist, wird er sofort entlarven – und nicht reagieren wie erwünscht.
  4. Konsequenz
    Wenn du ein Kommando gibst, dann fordere die Reaktion auch ein. Dein Hund erkennt Inkonsequenz sofort und wird sich entsprechend verhalten, der Gehorsam immer weniger. Werde nicht nachlässig, auch wenn du den Eindruck hast, dass der Hund ein Kommando nun beherrscht.
  5. Einmaliges Kommando
    Wenn du ein Kommando gibst, gib es einmal. Dein Hund ist nicht taub und je öfter du es wiederholst, desto unpräziser wird der Befehl und desto unglaubwürdiger wirst du. Dein Vierbeiner lernt, dass er nicht reagieren muss. Wechsele auch nicht einfach das Kommando, wenn dein Hund nicht reagiert.
    Außerdem entstehen Missverständnisse: Wenn du willst, dass dein Hund „Platz“ machst, bis du ihn abrufst, dabei aber das Kommando „Platz“ dauerhaft wiederholst, ist es gut möglich, dass er nur darauf wartet, dass das Kommando aussetzt, um zu dir zu kommen.
  6. Timing und Lob
    Um deinen Hund umerziehen zu können, muss dieser in der Lage sein, deine Kommandos gut umzusetzen, dafür muss dein Timing stimmen. Du erleichterst damit das Verständnis und du beugst Ungehorsam vor. Verlange also nicht „Platz“, wenn der Hund gerade über die Wiese stürmt. Wenn du weißt, dass der Hund nicht reagieren wird, spare dir das Kommando und versuche die Situation so zu gestalten, dass du zum Erfolg kommst.

    Das gilt auch für das Lob, schließlich willst du das richtige Verhalten belohnen. Dauert es zu lange, bis du das Leckerli heraus gekramt hast, ist dein Hund schon wieder auf andere Gedanken gekommen. Sehr präzise kannst du wünschenswertes Verhalten mit dem Clicker markieren. Der Klick zeigt dem Hund, dass er etwas richtig gemacht hat und dass gleich eine Belohnung folgen wird. Dann kannst du dir bei der Belohnung auch etwas mehr Zeit lassen.
 

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