Hundealltag – Wie viel Struktur muss sein?

Glasklare, immer geltende Regeln oder absolutes Laissez-faire? Wie im echten Leben braucht man auch bei der Hundeerziehung und im Zusammenleben mit dem Vierbeiner das rechte Maß statt dem Extrem.

Regeln und Strukturen machen das Zusammenleben in sozialen Gemeinschaften und Gruppen erst möglich. Mensch und Hund sind sich gar nicht so unähnlich, wenn man Familien bzw. Rudel ansieht.

Die Eltern treffen die Entscheidungen, sind verantwortlich für Sicherheit und Nahrung. Ihnen kommt die Leitfunktion zu – bei Mensch wie beim Vierbeiner. Daraus resultiert eine klare Rollenverteilung und definierte Aufgaben für alle Mitglieder des Familienverbands.

Hunde sind dabei nach aktuellem Stand der Wissenschaft die einzige Spezies, die artfremde Menschen als gleichwertige Sozialpartner ansieht. Deswegen sind Regeln im Zusammenleben wichtig für alle – und sie gelten sowohl für den Vierbeiner, als auch für die Familienmitglieder. Darüber kann sich der Hund am Menschen orientieren, dieser wiederum übernimmt die Verantwortung und berücksichtigt die tierischen Bedürfnisse. Auf dieser Basis kann eine harmonische Beziehung entstehen.

Was bedeutet das nun genau?

Strukturen und Regeln sind Orientierungspunkte im Alltag und geben dem Hund Sicherheit. Er kennt seinen Platz und weiß, woran er ist, was von ihm erwartet wird, was er darf und was nicht. Diese Grenzen sorgen für Ruhe und Entspannung. In der Folge lassen sich stressige Situationen gelassener bewältigen.
Hin und wieder mal eine Ausnahme zu machen bei aller Liebe zur Konsequenz ist natürlich ok. Das soll aber nicht dazu führen, dass die Regeln allmählich ihre Gültigkeit verlieren. Sonst lernt der Hund, dass er sich nicht auf uns verlassen kann und uns auch nicht erst nehmen muss.

Nicht nur Verbote! Freiraum bitte!

Strukturen sind übrigens nicht ausschließlich Regeln und Verbote. Der Hund erfährt Sicherheit auch im Wissen, was er darf. Wer Regeln wie ein Diktator mit Härte und Dominanz durchsetzt, läuft Gefahr, dass sein Hund unsicher wird, sich wehrt oder anfängt, Vermeidungsverhalten zu zeigen.

Besser ist es, wenn der Mensch sich dem Hund durch sein Verhalten als souveräne Führungspersönlichkeit und verlässlicher Partner beweist, an dem sich der Vierbeiner gern orientiert.

Regeln und Strukturen sind wichtig, ebenso wichtig für einen glücklichen Hund ist es aber auch, dass er Hund sein darf und den Freiraum hat, seine Bedürfnisse auszuleben und selbst Erfahrungen zu sammeln.

Welche Strukturen im Alltag sind sinnvoll?

Routinen strukturieren den Alltag sowohl zeitlich als auch, was die Tätigkeit angeht.
Hunde und Menschen sind unterschiedlich, die alltäglichen Abläufe variieren und entsprechend gelten nicht alle Regeln für alle. Im Zentrum immer steht der gegenseitige Respekt.

Folgende Strukturen haben sich in der Praxis als sinnvoll erwiesen:

  • Es gibt feste Fressenszeiten. Weiß der Hund, dass er immer zum gewohnten Zeitpunkt eine volle Futterschüssel vorfinden wird, gibt ihm das Sicherheit und nimmt ihm Stress.
  • Auch Gassi-Gänge finden zu ähnlichen Zeiten statt und sind ungefähr gleich lang. Natürlich lässt sich das im Alltag nicht immer einhalten, aber auch hier ist eine grobe Struktur für den Hund wichtig.
  • Rückzugszeiten. Hunde brauchen Auszeiten, in denen sie an ihrem eigenen Platz dösen und schlafen können, im Wissen nicht gestört zu werden. Das gilt für quirlige Vierbeiner genauso wie für die ruhigeren Gemüter.
    Darüber hinaus bietet es sich an, im Alltag kleine Routinen und Abläufe zu etablieren: Das Ablegen auf der Decke, immer, wenn Besuch im Haus ist, Sitz machen vor der Tür zum An- und Ableinen oder aus dem Auto springen auf Abruf. Diese Regeln können ganz individuell bestimmt werden.
 

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