Der Traum vom Reitbegleithund – Teil 1

Mit wehenden Haaren den griffigen Grasweg entlang galoppieren, während der eigene Hund glücklich nebenher flitzt: Ausreiten mit Pferd und Hund ist für viele Reiter ein echter Traum. Und oft bleibt es auch einer, denn damit der Ausritt als Trio für alle ein tolles Erlebnis wird, braucht es eine gute Vorbereitung und jede Menge Training.

Pferd und Hund müssen sich kennen und idealerweise auch mögen und beide brauchen einen hohen Grad an Gehorsam. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass wir im Prinzip ein Fluchttier und ein Jagdtier parallel koordinieren wollen.

Das Projekt Reitbegleithund beginnt bereits mit der Auswahl der richtigen Hunderasse. Denn nicht jeder Hund eignet sich als Partner für ein Pferd – es soll ihm Spaß machen, auch längere Strecken mitzulaufen, er braucht also eine gewisse Ausdauer. Dann spielt das Temperament eine Rolle. Hunde mit zu starkem Hüteinstinkt oder Jagdtrieb sind ebenfalls eine Herausforderung am Pferd.

• Dein Hund muss also gesund und gehorsam sein und sich zuverlässig abrufen lassen.
• Außerdem muss er eine gewisse Gelassenheit und ein freundliches Wesen haben und sich gut konzentrieren können.

Hunderassen, die man oft als Reitbegleithunde sieht, sind zum Beispiel Labradore und Golden Retriever, aber auch Australian Shepherds und Border Collies. Letztere sind oft sehr fit und laufen auch bei langen Ausritten ausdauernd mit. Bedenke aber: Agile Hunde brauchen neben dem Ausreiten Bewegung, Stimulation und eine Aufgabe – sie beim Reiten auszupowern reicht nicht aus. Mental sind ruhigere Hunde zwar gute Begleiter, da sie nicht so leicht auf Reize reagieren, allerdings brauchen diese oft auch weniger Auslastung. Es kann also sein, dass sie kein großer Fan von kilometer- und stundenlangen Ausritten sind.

Zu große Rassen sind zudem nicht für den Dauerlauf gemacht und können Probleme mit Ausdauer und Geschwindigkeit bekommen. Zu kleine Hunde kommen mit ihren kurzen Beinen nicht mit – gerade für kurznasige Hunde ist ein flotter Ritt eine Qual. Die kleinen sind außerdem vom Pferderücken aus nicht immer zu sehen, können deswegen schneller unter das Pferd geraten. Und bedenke: Idealerweise solltest du deinen Hund vom Sattel aus anleinen können. Das ist mit einem zu kleinen Hund nicht möglich.

Das Alter des Reitbegleithunds

Zwar gewöhnst du deinen Hund am besten bereits als Welpe an dein Pferd. Lernt er den großen Vierbeiner erst im Erwachsenenalter kennen, wird das Training zum Reitbegleithund schwieriger. Allerdings sollte dein Hund erst auf die ersten Runden mitgehen, wenn sein Körper komplett ausgewachsen ist. Der Bewegungsapparat von jungen Hunden ist auf die größere Belastung nicht ausgelegt und könnte Schaden nehmen. Denke auch daran: Ein ausgewachsener Junghund kann vom Wesen her noch ungestüm sein.

Reitbegleithund: Voraussetzungen für Hund und Pferd

Damit der gemeinsame Ausritt klappt, müssen sich Hund und Pferd kennen und beide gut erzogen sein. Schließlich ist das auch eine Frage der Sicherheit. Sie müssen dir vertrauen und sich an dir orientieren. Denn zwei Tiere parallel zu führen, die auch noch unterschiedlich angesprochen werden, ist gar nicht so einfach.

Bevor es mit dem konkreten Reitbegleithund-Training losgehen kann, muss dein Hund die Grundkommandos verstanden haben und zuverlässig hören.
Dazu gehören: Sitz und Platz und Warte bzw. Bleib, Abrufen und bei Fuß Gehen sowie der Seiten- und Richtungswechsel. Dein Hund muss auf dich reagieren, auch wenn die Ablenkung groß sein sollte. Du musst dich darauf verlassen können, schließlich kannst du, wenn du auf dem Pferd sitzt, von oben nicht direkt eingreifen. Außerdem muss er gelassen auf die Umwelt reagieren und natürlich keine Angst vor dem Pferd haben.

Auch dein Pferd braucht einen gewissen Ausbildungsstand, damit es gut mit einem frei nebenher laufenden Vierbeiner umgehen kann. Es kann ruhig und zuverlässig stehen, auch am losen Zügel, es reagiert prompt auf deine Hilfen – auch auf Stimmsignale. Es kennt Bodenarbeit und lässt sich gut führen, bringt eine gewisse Abgeklärtheit mit, lässt sich von der Umwelt also nicht verunsichern und hat keine Angst vor dem Hund. Wichtig: Auch das Bellen des Hundes oder schnelle Bewegungen bringen es nicht aus der Fassung. Außerdem ist es erfahren im Gelände. Da es Situationen geben wird, in denen du deinen Hund anleinst, sollte dein Pferd auch kein Problem mit dem Gefühl der Leine am Körper haben.

Die Ausrüstung für Hund und Pferd

Dein Hund braucht ein Brustgeschirr, das gut passt. Gerade, wenn du von oben führst, können große Kräfte auf ihn einwirken. Diese werden von einem Geschirr deutlich besser verteilt als von einem Halsband, wo die Verletzungsgefahr größer ist.
Außerdem brauchst du eine mindestens zwei Meter lange, stabile und verstellbare Leine. Schlaufen erleichtern dir das An- und Ableinen vom Pferderücken aus. Das Material sollte griffig und nicht zu dick sein, da du Zügel und Leine zusammen in der Hand haben wirst – Leder ist ideal. Der Verschluss sollte schnell sein. Schlepp- oder Flexileinen eignen sich nicht, da sie sich um die Pferdebeine wickeln können, schlechter zu händeln sind und damit das Verletzungsrisiko erhöhen.

Dein Pferd braucht einen Sattel (oder womit du auch reitest), eine Trense oder ein Sidepull samt Zügeln – achte hier darauf, dass deine Haftpflichtversicherung gebissloses Reiten beinhaltet.
Wenn du bei Dunkelheit unterwegs bist, musst du außerdem sicherstellen, dass ihr alle gut gesehen werdet. Das geht am besten mit Reflektorkleidung, Decken oder Beinschutz, der reflektiert bzw. leuchtet.

Im zweiten Teil des Artikels erklären wir, wie die konkrete Ausbildung zum Reitbegleithund funktioniert.

 

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