Was für ein Zeitempfinden haben Hunde?

Dein Hund scheint die Uhr zu kennen: Er weckt dich am Wochenende, wenn du nicht wie unter der Woche um 8 Uhr bereit zum Gassigehen bist, er weiß, wann es Futter gibt und er erwartet dich schon voller Vorfreude, wenn du von der Arbeit nach Hause kommst.
Natürlich kann der Vierbeiner die Uhr nicht wirklich lesen. Aber wie nehmen unsere Hunde die Zeit wahr?

Man vermutet hier Parallelen zwischen dem Zeitempfinden von Mensch und Hund. Unser Gehirn schätzt den Verlauf der Zeit zum Beispiel anhand der Intensivität unserer Denkprozesse oder geistigen Tätigkeiten ein – aber auch anhand von Gefühlen.

Zeitgefühl des Vierbeiners und Emotionen

Emotionen beeinflussen die subjektive Wahrnehmung von Zeit. Wir kennen das alle: In guter Gesellschaft vergeht die Zeit wie im Flug, beim Wartezimmer im Arzt dehnt sie sich ins Endlose. Bei Hunden scheint das auch so zu sein. Gerade, wenn Hunde nichts anders zu tun haben als zu warten, etwa auf die Rückkehr ihrer Bezugsperson, stellt sich schnell Langeweile ein und er sucht nach Möglichkeiten sich zu beschäftigen.

Das Zeitempfinden von Hunden ist in ihren Biorhythmus eingebettet, dem sogenannten zirkadianen Rhythmus. Der Organismus zeigt an, wann sie in einem 24-Stunden-Rahmen Ruhe brauchen. Tag und Nacht, Licht, Schatten und Temperatur beeinflussen die innere Uhr. Die Hormone Melatonin und Serotonin sorgen abhängig vom Licht für das Einschlafen und das Aufwachen.

Der plötzliche Wechsel von der Sommer- zur Winterzeit ist für den Hund deswegen ein Grund zur Verwirrung. Abläufe und Tageszeit passen auf einmal nicht mehr zusammen. Der Hund muss sich darauf erst wieder neu einstellen.

Routinen als Zeitmesser des Hundes

Struktur im Tagesablauf verbessert unser Zeitgefühl. Durch die gleichbleibenden Abstände bekommen wir ein Gefühl für die Dauer unserer Tätigkeiten. Für Hunde sind Rituale, Routinen und Muster der Zeitmesser schlechthin. Sie können sich deren Länge und die Reihenfolge merken. Wann der Zweibeiner aufsteht, wann er die Leine für die morgendliche Gassirunde vom Haken nimmt und wann er Futter in den Napf kippt.

Hunde stellen sich auf die Verhaltensweisen ihres Menschen ein und reagieren darauf. Und da diese in der Regel von gewissen Uhrzeiten abhängen, entsteht der Eindruck, dass der Hund ein sehr genaues Zeitempfinden hat. Interessant dabei: Hunde können auch Ereignisse einschätzen, die sich nicht täglich wiederholen – zum Beispiel den Gang zur Welpengruppe oder in die Hundeschule einmal in der Woche.

Hunde können Zeiträume einschätzen

Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge können Hunde auch die Länge von Zeiträumen unterscheiden. In einer Studie wurde untersucht, ob Hunde einschätzen konnten, wie viel Zeit bis zur Rückkehr ihrer Besitzer verging. Hunde wurden unterschiedlich lange alleine gelassen und ihre Reaktion bei der Rückkehr des Menschen bewertet: Dabei zeigte sich, dass der Hund sich stärker freute, wenn der Mensch nach längerer Abwesenheit und damit längerer Trennungsdauer zurückkehrte.

Sinneswahrnehmung und Zeitgefühl beim Hund

Die gute Nase des Hundes unterstützt ihn bei der Einschätzung der Zeit bzw. der Zeiträume. Für Hunde hat die Zeit sozusagen einen Geruch. Das ist leicht zu erklären: Verlassen Herrchen oder Frauchen das Haus, nimmt der individuelle Geruch, den sie hinterlassen haben, über die Zeit ab, er verblasst. Durch die regelmäßige Rückkehr nach einer gewissen Zeit hat der Hund gelernt, wie der Raum riecht, kurz bevor seine Bezugsperson wieder kommt. Ein Versuch bestätigte das: Dabei wurde der Geruch des Menschen durch ein von ihm getragenes T-Shirt aufgefrischt. Der Hund erwartete also nicht mehr die sofortige Rückkehr seines Menschen und reagierte entsprechend überrascht, als dieser nach Hause kam.

Du kannst das Zeitempfinden deines Hundes beeinflussen

Wenn du feststellst, dass die Erwartungshaltung deines Hundes ihm Stress bereitet, kannst du deine Routinen etwas aufbrechen und den Rhythmus der Abläufe bewusst verändern – füttere also früher oder später und verändere die Zeiten des Gassigehens. So stellt sich der Hund nicht zu sehr darauf ein und du kannst verhindern bzw. vorbeugen, dass er Mahlzeiten oder Gassirunden mit Winseln oder Bellen energisch einfordert.

 

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